Verfasst von: ashleykohl | Dezember 25, 2008

Montreal

So, die Prüfungen waren rum, das Semester vorbei…nun sollte es also noch ein wenig auf Reisen gehen. Die erste Station war Montreal: 3 Tage zusammen mit Torben.

(Ich hoffe es interessiert euch noch, wo ich doch eigentlich wieder da bin)

Tag 1:

Um kurz vor 4 in der Früh hat mich mein Wecker kaltblütig aus dem Schlaf gerissen. Mein erster Blick sollte sofort aus dem Fenster führen, denn abends zuvor hat Schneeregen schon eine ungemütliche Wetterlage fürs Fliegen angekündigt. Und meine schlimme Vorahnung sollte sich bestätigen, es schneite nun gänzlich und die Straßen präsentierten sich auch schon alle im weißen Gewand. Meine ohnehin schon vorhandene Flugangst wurde nun um ein Vielfaches gesteigert. Naja, nützt ja alles nichts, nach Montreal wollte ich ja trotzdem. Günstigerweise hält vorm YMCA immer ein Airporter, der einen für 18 CAD zum Flughafen befördert. Dort wurde natürlich erstmal der nächst beste Monitor aufgesucht, um zu checken, ob sich das Schneetreiben auf den Zeitplan auswirkt. Zunächst einmal nicht, aber ein kleinen ersten Schock bekamen wir trotzdem als wir auf die Temperaturangabe für Montreal schauten: Stolze -20°C! Das war mal ein Wort. Nach bequemen Einchecken, Koffer hatten wir ja nich für die paar Tage, warteten wir dann nach heißer Schokolade und Bagel aufs Boarding. Dann nun die bittere Wahrheit, ohne Verspätung ging es bei diesen widrigen Bedingungen logischerweise dann doch nich. So um und bei n halbes Stündchen später durften wir dann an Bord, um dort aber insgesamt auch noch mal 1,5 Stunden vertröstet zu werden. Das Ganze zog sich dann schließlich solange hin, dass die Passagiere das Flugzeug verlassen konnten. Nachdem wir dann einige Minütchen durchs Terminal getrottet sind und uns noch mit kleinen Leckereien für die weitere Wartezeit eingedeckt hatten, kam eine der bittersten Minuten, die ich in Kanada je haben sollte. Der Flugbegleiter hat es versucht noch nett rüberzubringen…kann man aber nich, wenn man mitteilen muss, dass der Flug gecancelt is. Der Trip nach Montreal schien gestorben. Da musste man schon mal mächtig die Backen durchpusten. Doch plötzlich kam die Ansage, dass man es sich kurzfristig doch noch mal anders überlegt hatte. Die Freude mischte sich bei mir natürlich wieder mit allerhand Unbehagen, so nach dem Motto: Jetzt’s versuchen die es doch, die Startbahn is zwar vereist, aber der Pilot gibt sein Bestes. 😉 Torben neben mir nahm alles übrigens recht relaxt, hat die meiste Zeit geschlafen während ich unruhig auf dem Sitz zappelte. Nachdem wir noch direkt vor dem Start enteist wurden hob der Vogel dann aber sicher ab und kam auch nach knapp 1,5 Stunden sicher in der Provinz Quebec an – Montreal wir waren da. Noch im Flieger dachte ich, naja ob nun -20 oder -10 Grad, wo is da noch der Unterschied! Draußen sollte ich eines besseren belehrt werden. Allein die gute Viertelstunde Wartezeit auf den Bus war schon kaum auszuhalten. Zum Glück trafen wir dort Andreanne, die hatte gerade Feierabend von ihrem Job am Airport und begleitete uns noch in zwei Busse und der Metro quasi fast direkt bis zur Haustür vom Hostel. Das hat das Ganze natürlich extrem erleichtert. Und da eine Peruanerin und ein Asiate ähnlich verloren schienen wie wir beide haben sie sich kurzerhand der kleinen Reisegruppe angeschlossen. Kanada ist eben doch das Land der netten Menschen, sogar im französisch-sprachigen Raum. 😉

Dieser Eindruck sollte sich in unsere Unterkunft bestätigen. Die junge Dame an der Rezeption versorgte uns mega freundlich und ungemein locker mit all den nötigen Infos, die wir so brauchten. Und der Hammer kommt ja noch: Sie stellte die Frage der Fragen! „Wollt ihr zufällig zum Eishockey morgen Abend? Ich hab noch zwei Karten!“ Lange Zeit zum Überlegen brauchten wir nicht! Logisch waren wir dabei!

Dann war es aber endgültig an der Zeit die Stadt zu erkunden. Einen übersichtlichen Reiseplaner hatten wir auch dabei, sodass wir nur noch die Punkte auf der Karte abarbeiten mussten. Als erstes stand Downtown auf dem Plan, also so quasi auch das Gebiet um unser Hostel. Mittlerweile waren wir auch mehrschichtig angezogen, weil es wirklich unfassbar kalt war. Das konnte der Schönheit der Stadt aber nichts anhaben. Schnell stellte ich fest: Montreal und ich – das passt! Das Erscheinungsbild glänzt mit einem Mix aus Moderne und Vergangenem. Natürlich reicht die Geschichte nordamerikanischer nicht an jene in Europa heran, aber so eine Kirche vor nem Wolkenkratzer hat schon was. Unsere Tour durch den Stadtkern mussten wir allerdings immer nach einer Stunde unterbrechen. Länger hielt man es draußen am Stück nicht aus. Dann mussten wir in eine warme Shopping-Mall oder ein Cafe, um uns mal kurz aufzuwärmen. Die sogenannte Underground-City bot sich da geradezu an. Unter den Straßen Montreals befindet sich auf ca. 20 km nämlich nochmal eine Stadt in der Stadt mit zahlreichen Einkaufsläden, Theatern und Kinos. Beeindruckend! Das Highlight kam allerdings erst nach Einbruch der Dunkelheit. Uns zog es auf den Mont-Royal am Fuße der Innenstadt. Zwar nur knapp 300 m hoch, aber dafür hat man eine atemberaubende Aussicht auf die Skyline Montreals. Leider kennt ihr ja das Dilemma mit meiner Kamera, sodass es zunächst nur Torben vorbehalten war Fotos von diesem wahrlich schönen Lichterspiel zu schießen. Ich hoff ich bekomm sie dann bei Zeiten?!

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Nach so nem anstrengenden Fußmarsch schreit der gemeine Männermagen natürlich nach was? Essen und Bier! Auf der Rue St. Catherine boten sich zahlreiche Möglichkeiten und wir entschieden uns schließlich für das „3 Amigos“ – einen Mexikaner. Zur Vollständigkeit halber: Ich aß Chickenfilet an Mangosauce im Dialog mit Süßkartoffeln und ausgewähltem Gemüse.

Anschließend noch fix in den Supermarkt und Bier fürs Hostel besorgen! Geht hier ja scheinbar bequemer als noch in Halifax. Und das Glück war uns wieder hold. Wir entschieden uns für die „Herrenhandtasche“ und auf gingen zusätzlich auf Nummer sicher, indem wir jeder noch ne 1 Literdose nahmen. Jedenfalls schien die Kassiererin leicht verwirrt, sodass wir unser Six-Pack quasi umsonst bekamen. Sehr gut! Nach einem Absacker und ein paar Minuten American Football schliefen wir dann friedlich ein!

Tag 2:

Morgens gings es nämlich schon wieder früh zur Sache. Zunächst wollten wir uns die Uni nochmal im Hellen ansehen bevor es dann zum Olympiapark ging. 1976 war Montreal Austragungsort der 21. Olympischen Sommerspiele und das hinterlässt natürlich einige Spuren, ungemein spannend, gerade für uns Jungs. Wie man so schön sagt, waren in Montreal die Spiele der kurzen Wege. Fast alle Sportstädten waren nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Ich war im Aquatic Centre und sogar im Olympiastadion, dass allerdings kaum mehr genutzt wird. Nicht mal mehr Rasen und Tartanbahn sind drin. Nachträglich wurde es auch noch komplett überdacht. So ist es natürlich alles andere als schön. Naja, man halt mal vorbeigeschaut.

Übrigens, so ziemlich das erste, was uns auf dem Gelände ins Auge stach war eine wehende DDR-Flagge. Wir staunten nicht schlecht. Das lässt sich folgendermaßen erklären: Zu Ehren aller Länder, die eine Goldmedaillien errungen haben wehen die jeweiligen Flaggen bis heute. Kanada erwieß sich übrigens als gönnerhafter Gastgeber. Deren Flagge sucht man dort vergebens.

Anyway, aus dem damaligen Velodrome, also der Halle für die Bahnradwettkämpfe, haben sie einen Biodome erreichtet. Das is mal ne tolle Sache! Da war der Besuch natürlich Ehrensache. Innendrin haben sie die verschiedensten Lebensräume der Welt nachgebaut: Tropischer Regenwald, Gebiet um den St.-Lorenz-Strom, Laurentischer Wald sowie Artiks und Antarktis. Alles wir Original in der Natur und man konnte sämtliche Tiere von Piranhas über Krokodile bis hin zu Pinguinen entdecken! Toll!

Anschließend wagten wir uns dann noch in eine besondere Gegend: Das Schwulen- und Lesbenviertel von Montreal, besser bekannt als „The Village“. Echt putzig, viele kleine Läden und alles recht bunt gehalten natürlich.

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Naja, einmal durchschlendern reicht dann aber auch. Draußen war es an diesem Tag sowieso wieder ungemütlich. Zwar unglaublich 13 Grad wärmer, aber dafür heftiges Schneetreiben. Abends stand ja dann ohnehin noch das Spiel der Montreal Canadians (hier natürlich Les Canadiens) gegen die Calgary Flames an – ein kanadisches Derby, wenn man so will. Nachdem wir nach nem Snack die Literdosen geschlürft hatten (nebenbei gesagt 10,1%) ging es auch schon zum Centre Bell, praktischerweise auch direkt um die Ecke vom Hostel. Die Halle an sich war dann schon ziemlich beeindruckend. Ungefähr 21000 Menschen finden drin Platz, die mit Abstand größte Halle in der ich zu diesem Zeitpunkt bisher war. Natürlich vermisste man wieder den klassischen Fanblock. Der gemeine Amerikaner braucht wohl ein paar Mädels, die vor ihm herhampeln, dass er mal ein bisschen Stimmung macht. Aber egal, ich war bei einem echten NHL-Spiel, wie geil is das denn bitte? Die Canadians waren die cleverere Mannschaft und gewannen 4:1, obwohl Calgary eigentlich die bessere Mannschaft war. War aber natürlich gut so!

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Tag 3:

Wieder riss uns der Wecker viel zu früh aus unserem gerade im Vergleich zum YMCA warmen und gemütlichen Bett. Da wir ja ungemein clevere Füchse sind, haben wir den Flug an unserem letzten Tag natürlich für abends gebucht, sodass wir nochmal fast nen ganzen Tag hatten, um weiter Hotspots von Montreal aufzusuchen. Quasi ein Pflichtbesuch ist ja die Ile de Notre Dame samt Casino und der berühmten Formel 1 Rennstrecke Circuit de Jacques Villeneuve. Wie immer in Montreal war die Anreise extrem unkompliziert, ein paar Metrostationen, n bisschen Bus und schon war man da…direkt vorm Casino. Schnell die Jacke abgegeben und nix wie rein. Natürlich haben wir den Altersdurschnitt beträchtlich nach unten getrieben. Scheinbar versuchen hauptsächlich Personen älteren Semesters ihr Glück an Einarmigen Banditen oder am Black Jack Tisch. 5 Dollar zum Verzocken hatten wir aber auch noch übrig. Bei mir ist es denn beim Spaß geblieben. Torben, der Glückspilz, hat allerdings 42 drauß gemacht. Respekt an dieser Stelle! Aber auch ohne Spielen lohnt sich ein Besuch in der vornehmen und mehretagig verwinkelten Spielhölle: nettes Ambiente und schöne Deko.

Vom Casino aus konnte man die Rennstrecke schon sehen, die sich über die gesamte Insel schlängelt. Allerdings erstmal dahin zu kommen gestaltete sich als mittleres Abenteuer. Nach ein paar Mal durchfragen und eine Metern durchs Geäst waren wir dann aber doch noch drauf: Auf der langen Gerade vor der Schikane direkt vor Start und Ziel. Dumm nur, dass alles voller Schnee war und man so eigentlich nicht realisierte, dass man sich auf einer Straße befindet, wo einmal im Jahr Formel 1 Boliden langbrettern. Trotzdem, die Boxengasse vor Augen machten wir noch die letzten Meter durch die Schikane…ich stand neben der berühmten Wall of Champions auf der „Bienvenue“ steht und wo schon einige der alten Weltmeister ihren Rennwagen reinjagten. Leider wieder kaum wahrzunehmen. Ich muss aber gestehen im Fernsehen wirkt alles größer…die Garagen in der Pit Lane wirken geradezu winzig, auch die Straße an sich habe ich mir breiter vorgestellt. Nach ein paar Fotos ging es dann aber weiter…

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Zurück auf dem Festland ging es nun daran das Gebiet rundum den Hafen von Montreal zu erkunden. Das ist vielleicht der hübscheste Bereich der Stadt. Viele Kirchen und alte Handelsgebäude erstrecken sich auf einem Areal, das man beim gemütlichen Fußmarsch nach und nach abarbeiten kann. Dazwischen gibt es auch das ein oder andere verträumte Gässchen mit kleine Cafes und Bistros. Natürlich ist ein Besuch von Notre Dame Pflicht. Das Original steht zwar in Paris, aber diese hier ist wurde dem seinem Vorgänger nachempfunden….nur in klein. Glück und Pech kamen hier zusammen: Durch ein gerade stattfindendes Orgelkonzert kamen wir zwar für lau rein, Fotos machen und Rumlaufen war aber strengstens untersagt. So zogen wir weiter, immer den roten Punkten auf unsere Karte nach. Der letzte war L’Habitat, ein Überbleibsel der Expo aus dem Jahr 1967. In diesem futuristischen Bau befinden sich heutzutage teure Apartements. Zum Abschluss kehrten wir nochmal gemütlich ein bevor wir dann zum Flughafen mussten.

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3 Tage in Montreal waren so schnell vorbei. Und ich muss gestehen, diese Stadt ist eine der schönsten, die ich je gesehen haben. Respekt!

A bientôt oder so! 8)


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